Tragödie mit Happy-End
Es war so ziemlich das Erste, was Firmeninhaber Christian Wendt (32) den Besuchern zeigt: Fotos vom Firmengelände, wie es unter Wasser steht. Handwerkskammer-Präsident Hagen Mauer, Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe und Thomas Kühne von der Landesinvestitionsbank waren sichtlich berührt. „Wir konnten bis zur Drehmaschine mit dem Boot fahren“, erinnert sich Christian Wendt an die dramatischen Ereignisse vor einem Jahr. Als die Evakuierung ausgelöst wurde, wollte er wenigstens noch den 11-kW-Motor der Maschine ausbauen, was aber nicht mehr gelang. Die gesamte Betriebsstätte soff wenig später ab. Es blieb gerade noch Zeit, Unterlagen und Computer in Sicherheit zu bringen.
Nach dem Deichbruch kam das Wasser nicht sofort. Man konnte die wachsende Tragödie Stunde für Stunde am Zollstock ablesen. Die Existenz, die sich Christian zusammen mit seinem Vater Reinhard Wendt erst zwei Jahre zuvor aufgebaut hatte, versank im braunen Schlammwasser von Elbe und Saale – jene Flüsse, die den Firmennamen prägen.
Nachdem die Wassermassen langsam abgeflossen waren, war die Schadensbilanz nicht von Pappe: 416 000 Euro an Betriebsstätte und angrenzendem Wohnhaus. „Ich muss gestehen, dass wir ziemlich am Boden zerstört waren“, räumt der 32-jährige Firmeninhaber ein. „Es vergeht bis heute kein Tag, an dem ich nicht an diese Zeit denke.“ Versichert war nur das Wohnhaus, nicht der Betrieb. Mittlerweile läuft die kleine Firma wieder. Makabererweise zählten zu Wendts ersten Aufträgen solche, die mit der Beseitigung von Hochwasserschäden im Raum Groß Rosenburg zu tun hatten.
„Wie haben Sie das gemacht? Sie hatten ja einen wochenlangen Verdienstausfall“, will Kammerpräsident Hagen Mauer wissen, der selbst in der Altmark einen Metall- und Stahlbaubetrieb leitet. In jenen Wochen hatte die Elbe-Saale-Metallbau GbR keine Einnahmen, musste aber laufende Kosten wie Kredite begleichen. Laut Wendt hätten seine Auftraggeber viel Verständnis gezeigt, wenn Zäune oder Tore verspätet ausgeliefert wurden.
Als „Riesenhilfe“ bezeichnet der 32-Jährige deswegen die Unterstützung von Handwerkskammer und Investitionsbank. Der Hilfezuschuss der Investitionsbank beträgt rund 255 000 Euro. „Ohne dieses Geld hätten wir dichtmachen können“, gesteht Wendt. Ein Lob, das Handwerkskammer wie auch Investitionsbank gerne hören. „Unsere Betriebsberater sind ausgeschwärmt und haben alle 84 Firmen besucht, die einen Hochwasserschaden hatten. Auch eine Hotline wurde geschaltet“, berichtet Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe. Zusammen mit der Investitionsbank habe man den Unternehmen geholfen, Anträge auf Hilfsgelder auszufüllen. „Das Land hat die Ergebnisse akzeptiert und auch mal bürokratische Regelungen außer Kraft gesetzt“, fügt Grupe an. Die Zahlen belegen das: Fast alle betroffenen Handwerksbetriebe haben wie Christian Wendt Zuschüsse erhalten. (tl)
Kontakt:
Christian Wendt und Reinhard Wendt Gbr
Tel. 039294 250446
Fax 039294 250447
E-Mail info@elbe-saale-metallbau.de
www.elbe-saale-metallbau.de
(Veröffentlicht im "Handwerk in Sachsen-Anhalt", Ausgabe 12 vom 19.06.2014.)